VISUELLES TAGEBUCH EINES REISENDEN – Singapur & Indonesien 2025
Knapp 60 Jahre musste ich alt werden, um die wunderbare Insel Sumatra in Indonesien zu bereisen. Schon in den 80er Jahren habe ich von dieser Insel im Indischen Ozean gehört. Schon in den 90er Jahren bereiste ich die Insel Java, Bali und West-Papua bis hin nach Papua-Neuguinea. Danach folgten weitere Reisen nach Lombok, Sulawesi und Iran Jaya.
SINGAPUR
Aber von vorne: Am 31.12.2024 stiegen Christine und ich in Zürich in den Flieger nach Singapur. Am 1. Januar erreichten wir nach über 20 Stunden in den Abendstunden die Innenstadt von Singapur. Nicht schlecht dachten wir uns, als wir unser 5 Sterne Hotel mitten in der Stadt erreichten (das Hotel haben wir schon im Vorfeld gebucht (normalerweise machen wir das nicht, da wir uns immer eine Bleibe direkt Vorort suchen) aber wenn schon, denn schon – habens´einfach zum Auftakt unserer Reise krachen lassen – nachdem wir 2024 das ganze Jahr gut geschuftet haben. Wir checken ein und kurz danach waren wir auch schon im Tiefschlaf. Der Jetlag hat uns schon 4 Uhr morgens aus dem Schlaf gerüttelt. Was tun? Alles war geschlossen. Irgendwie bekamen wir die Nacht rum bis die Dachterasse mit dem Pool öffnete. Es war gerade mal 7 Uhr in der Früh. Die Sonne war noch nicht am Himmel zu sehen und zum ersten mal sahen wir die Stadt in der Morgendämmerung. Es war wie im Traum. Im Pool spiegelten sich die Wolkenkratzer Singapurs. Unter uns lag das alte China-Town, eingekesselt von hohen Häusern. Da wir Hunger wie Bolle hatten, gingen wir auch gleich in die Frühstücksraum und schlugen uns die Bäuche voll. 4 ganze Tage verbrachten wir in der grünsten Stadt der Welt. Aus allen Wolkenkratzern spriessen Pflanzen hervor. Wir spazierten viel in der Stadt herum und ließen uns treiben. Die Hauptattraktion war sicherlich der Garden of the Trees und das Marina Bay Hotel. Und ein Drink durfte natürlich nicht fehlen. Mitten an einem Tag liefen wir zum Raffles Hotel. Und was haben wir getrunken? Einen Singapur Sling, der im gleichnamigen Hotel in den 20er Jahren erfunden wurde. Nach vier jetlagerholten Tagen Singapur flogen wir in die indonesische Stadt Medan, wo wir von unserem Fahrer nach Bukit Lawang in Sumatra abgeholt wurden.
BUKIT LAWANG/NORD-SUMATRA
Die Fahrt von Medan dauerte 3 Stunden, bis wir mitten im Dschungel den kleinen Ort Bukit Lawang, an einem Fluss gelegen erreichten. Und warum Bukit Lawang? Das ist der Ort in Nordsumatra, wovon man Dschungelexpedionen zu den Orang Utans startet. Den Tip bekam ich von Marius aus Freiburg, der schon mal auf Sumatra war. Im Garden Inn Guesthouse angekommen, konnten wir schon Orang Utans von weiter Ferne im Dschungel sehen. Kedito und Mr. Wong organisierte unsere 2 Tagestour. Es war eine schweißtreibende Angelegenheit, sich 2 Tage durch den Dschungel zu schlagen. Übernachtet haben wir in einem Camp, das schon für Gäste vorbereitet war. Alles war spartanisch. Auf einer 3 Zentimeter dicken Matte zu schlafen ist für manche Leute schon eine Herausforderung. Für Christine und mich ganz normal, da wir schon oft in Urwäldern dieser Welt unterwegs waren und auf Luxus gerne verzichten. Wir waren die einzigen Gäste an diesem Abend und wurden durch ein wunderbares Chicken-Rendang mit Gemüse und Reis von Mr. Wong und seinem Gehilfen belohnt. Auf dem Weg dorthin sahen wir einige Organg Utans, die in den Bäumen nach Früchten erntenten. Highlight war, als wir durch zwei Flussüberquerungen ins Camp kamen, ein Orang Utan-Weibchen mit ihrem Jungen plötzlich auftauchte. Ganz nah. Regungslos standen Christine und ich da und bekamen aber sowas von eine Gänsehaut. Diese Tiere in freier Wildbahn erleben zu dürfen ist einmalig. Voller Demut haben wir die Menschenaffen haunah bertachten dürfen. Nach einer Woche Genung Leuser National Park hat uns Mr. Wong in das neun Stunden entfernte Lake Toba gefahren. Mit einer Nacht Zwischenstation in Berastagi. In diesem kleinen Städtchen in den Bergen haben wir sogar eine Hochzeit erleben dürfen was uns sehr beeindruckt hat. Vor allem die Menschen in der Küche, die das Essen für mehrere hundert Leute zubereiteten. Es wurde Gemüse zerschnippelt und Schweine und Hühner zerhackt. Dies landete alles in riesigen Töpfen, die über mehreren Feuer standen. Mit der Hygiene nimmt man es relativ locker. Da kann dann schon mal die Asche einer Zigarette im Topf landen. Am zweiten Tag unserer Reise nach Lake Toba machten wir einen Halt am Sinabung Vulkan, der 2017 ausgebrochen ist. Ausserdem machten wir Stop in einem Dukan Village wo die Menschen seit Hunderten Jahren in traditionellen Batak-Häusern leben.
LAKE TOBA/NORD-SUMATRA
Der Lake Toba in Nordsumatra ist der größte Vulkan-Kratersee der Erde und zugleich der größte Süßwassersee in Süd-Ost-Asien . Die Caldera umfasst einen 87 km langen und 27 km breiten See. Entstanden ist der Kessel des Tobasees durch die Eruption der Supervulkan Toba vor über 70.000 Jahren. Das war der größte Vulkanausbruch seit Menschengedenken. Damals hat sich die Erde verdunkelt. Aberhunderttausende Menschen starben. Man sagt, dass nur wenig Tausend Bewohner dieser Welt diese Katastrophe überlebt haben – von denen wir heute abstammen. Crazy, oder? An der Hafenstadt Parapat angekommen, setzten Christine und ich mit einem alten Kahn auf die mitten im See gelegene Insel Samosir über. Mit der Fähre angekommen stiegen wir in dem kleinen Ort TukTuk aus, wo wir eine Woche im Tabu-Cotteages wohnten. Unsere Unterkunft erwies sich als den Jackpot der Insel. Annette, eine Deutsche leitet seit über 30 Jahren mit ihrem indonesischem Mann dieses wunderschöne Guesthouse direkt am See gelegen. Endlich mal wieder ein dunkles Brot mit mit Käse, Joghurt mit Früchten, Pancakes, Omlettes und Bacon geniessen – anstatt jeden Tag Nasi Goreng zum Frühstück. Eine ganze Woche blieben wir hier und erkundeten die Insel mit einem Motorroller. Es war so schön, die Batak-Kultur so kennenzulernen. Die Menschen auf der Insel leben seit hunderten Jahren in den wunderschön geschnitzten Häusern. An einem Tag fuhr ich mit dem Motorroller die ganze Insel ab. Mit vielen Pausen für Fotoshootings habe ich Samosir in 9 Stunden umrundet. Immerhin waren das mehr als 120 km, die ich an dem Tag auf den Tacho brachte. Sonnenbrand auf der Stirn und Ohren inclusive. Und das bei bewölktem Wetter. Nach diesem wundervollen Inselerlebnis, mitten in einem Vulkansee sind wir zurück nach Medan gefahren. Von dort aus ging es per Flug weiter nach Padang, eine Stadt in Westsumatra…
MENTAWAI INSELGRUPPE – SIBERUT/WEST-SUMATRA
Der Archipel liegt etwa 130 km südwestlich von Sumatra im Indischen Ozean. Die Bewohner der Mentawai-Inseln zählen zu den ursprünglichsten Völker Indonesien und sprechen eine ganz eigene Sprache. Im Gegensatz zum Festland wurden sie nicht islamisiert sondern leben bis heute ihre animistischen Religionen aus. Diese traditionelle Religion befasst sich vor allen mit den Naturgeistern, nämlich dem des Himmels, der Erde, des Meeres und des Dschungels. Menschen, Tiere und Pflanzen besitzen darin eine Seele. Ihr Gott Arat Sabulungan lehrt, dass es ein Gleichgewicht zwischen Natur und Mensch gibt. Das heißt, der Mensch sollte die Natur und alles wie Pflanzen, Wasser und Tiere so behandeln, wie er sich selbst behandelt. Eine Besondere Beachtung gebührt den Schamanen, die als einzige einen rituellen Tanz aufführen dürfen, um die Bösen Geister zu vertreiben. Die Inseln sind flach und von tropischen Regenwälder bedeckt, in denen hunderte Tierarten ihr Zuhause finden, u.a. Gibbon-Affen sowie Manag und- Langur-Affen. Nicht zu vergessen die unzähligen Vogel und- Schlangenarten, die auf den Inseln leben. Einen Tag nach unserer Ankunft mit dem Flieger in Padang fuhren wir mit der Mentawai-Fast-Ferry auf die 5 Stunden entfernte Siberut Insel und erreichten den kleinen Hafenort Muarasiberut. „Klaus!!!??“ rief ein junger Mann, der ein paar Meter von uns stand. Es war Liki, den wir schon vor ein paar Tagen über WhatsApp kontaktierten. Liki wurde uns von Annette, der Gastwirtin von Tabu-Cotteages am Lake Toba empfohlen, wo wir noch vor einer Woche waren. So funktioniert es bei mir schon seit über 40 Jahren Weltreisen. Empfehlungen werden ausgesprochen, die man dann wahrnimmt. Oder auch nicht. In diesem Falle „ja“. Denn Liki erwies sich als toller Mensch, der auf Siberut geboren ist und die nächsten Tage unser Guide sein sollte. In der ersten Nacht schliefen Christine und ich bei Liki und seiner Familie in seinem Haus in dem kleinen Küstenort. Am nächsten Tag fuhren wir den schmalen Fluss Bat Renegat 1,5 Stunden mir einem schmalen Holzboot Richtung Westen bis zu einer Anlegestelle. Aber das war nicht das Ende. Es war erst der Anfang! Liki gab uns Gummistiefel und meinte, wir sollten diese doch bitte anziehen. Ich belächelte das ganze etwas und fragte mich „Warum?“. Wenig später sollte ich es wissen. Knapp 2 Stunden liefen wir durch kniehohen Matsch und überquerten dabei auch niedrige Bäche. Moskitos, Ameisen und andere kleine Tiere halfen uns dabei, die schweißtreibende Angelegenheit im Dschungel zu erschweren und das bei 32 Grad und 95% Luftfeuchtigkeit. Jeder Schritt tat irgendwie weh. Das kam dadurch, dass man sich bei jedem Schritt wieder von neuem aus dem tiefen Schlamm kämpfen musste. Fix und alle kamen wir bei Likis´ Haus an, in dem er auch geboren wurde – seinem Uma (Haus der Ureinwohner). In Dorogot, dem kleinen Minidorf mit 3 Häusern erwarteten uns auch schon Likis Familienangehörige – seine Brüder, seine Schwester, sein Onkel Gabriela und auch ein guter Freund des Hauses – Schamane Bajak Java. 5 Tage war das Uma unser Zuhause bei dem Clan der Familie Sakalion. Die Umas sind auf Stelzen gebaut. In der Regenzeit sammelt sich unter dem Haus viel Wasser an. Die Gebäude, die aus Holz und Palmblattdächern gebaut sind sind durch schmale Holzbalken miteinander verbunden. Nur die Schweine fühlten sich in dem Matsch richtig wohl – so wie es sich gehört. Zu Essen gab es wie jeden Tag Nasi Goreng (Reis mit etwas Gemüse und ein Ei dazu). Morgens, mittags, Abends. An einem Abend kam einer der Brüder von Liki mit einem Huhn unter dem Arm ins Haus, denn es gab gebratenes Chicken. Bevor er dem Huhn das Genick brach, sprach er ein Gebet aus. Das Huhn gab kein Geräusch von sich, im Gegensatz von Orten vor allem auf Märkten, wo den Hühnern die Kehle durchgeschnitten wird und die Tiere einen langen Todeskampf erleiden müssen. Immer wieder zogen Christine und ich die Gummistiefel an und machten kleinere Spaziergänge rund um das Gehöft. Natürlich gingen wir auch zu dem nahegelegenen kleinen Fluss Bat Dorogot mit, wo die Frauen auf Fischfang gingen. In dem selben Flüsschen badeten Christine und ich jeden Abend vor Sonnenuntergang – unser grösstes Badezimmer mitten im Dschungel, was wir bislang auf unserer Indonesienreise hatten :-). Die dort lebenden Menschen sind von morgens bis Abends am arbeiten, da sie Selbstversorger sind. Lediglich der Reis wird vom 4 Stunden entfernten nächsten Ort gekauft, bzw. gegen Betelnüsse eingetauscht. Ansonsten gibt es Gemüse und Früchte im Dschungel in Hülle und Fülle. Selbst für Protein-Snacks ist gesorgt. Die Sago Maden werden aus Baumstämmen herausgepuhlt und dann über dem Feuer gegart. Alle paar Tage geht es mit Pfeil und Bogen auf die Jagd. Die Pfeilspitzen werden mit selbsthergestelltem Gift aus einer Baumrinde eingepinselt. Geschossen werden Vögel, Fledermäuse und Affen, die dann von den Dorfbewohnern zubereitet werden. Was für ein Abenteuer!! Diese Art von Reisen hat mich schon als Kind inspiriert, als ich damals in den 70er Jahren als 7-jähriger die Daktari und Tarzanfilme gesehen habe. Schon damals wusste ich, dass ich in entfernte Länder reisen möchte. Und siehe da??….Ich war in vielen Ländern auf der Welt unterwegs in Urwäldern, Wüsten und Berggegenden. Im Vordergrund standen immer die Menschen, die ich auf meinen Reisen mit Demut begegnen durfte. Das hat mich u.a. zu dem gemacht, wie ich bin und vor allem wer ich bin. Der nächste Stop unserer Reise wird Bukittinggi und Umgebung sein….